Gute Pflege im Landkreis FFB auch in Zukunft?“ – SPD-Kreistagsfraktion diskutiert Herausforderungen und Lösungen

01. Juli 2025

Angesichts drängender Probleme in der Pflege lud die SPD-Kreistagsfraktion Fürstenfeldbruck am Montag zu einem Fachtag ins Bürgerhaus Gröbenzell. Trotz hochsommerlicher Temperaturen kamen rund 40 Interessierte, um mit Politikerinnen, Fachkräften und Verbänden über die Zukunft der Pflege im Landkreis zu sprechen.

„Pflege ist ein Thema, das alle politischen Ebenen betrifft – von Bund bis Kommune“, stellte Gregor von Uckermann, 3. Bürgermeister von Gröbenzell, in seinem Grußwort klar. Er erinnerte daran, dass 86 Prozent der Pflege im privaten Bereich stattfinde und Carearbeit vor allem von Frauen geleistet werde. Zudem warnte er vor wachsender Einsamkeit im Alter: „Das dürfen wir nicht unterschätzen.“

Zentrale Frage des Abends war der Fachkräftemangel. Andreas Magg, Erster Bürgermeister von Olching, SPD-Landratskandidat und Vorsitzender der Kreistagsfraktion, sprach Klartext: „Das größte Problem ist: Wie lösen wir den Fachkräftemangel? Pflege ist ein harter Job – gerade bei solchen Temperaturen. Die Bezahlung ist häufig schlecht. Und wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum für Pflegekräfte, auch um Personal von außerhalb oder aus dem Ausland zu gewinnen.“

Anja Wirth, Leiterin des Pflegestützpunkts im Landratsamt, bestätigte einen riesigen Beratungsbedarf. „Wir hatten schon am ersten Tag fünf Beratungen. Das zeigt, wie groß der Bedarf ist.“ Wirth hat eine Schultour gestartet, um schon bei Jugendlichen für das Thema Demenz und Pflege zu sensibilisieren. Erste Zahlen zum Pflegebedarf sollen im Juli veröffentlicht werden.

Frau Müller von der Caritas Fürstenfeldbruck, spezialisiert auf die Pflege von Menschen mit Demenz, machte die akute Personalnot im Landkreis deutlich: „Wir haben zu wenig Personal sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Pflege. Außerdem fehlen Tagespflegeplätze und Heimplätze.“ Besonders wichtig sei ein gutes Team: „Hier gibt es große Unterschiede zwischen den Einrichtungen.“

Robert Otto, Bezirksgeschäftsführer des VdK Oberbayern, schilderte eindringlich die Lage pflegender Angehöriger: „Viele stellen ihre eigene Gesundheit hintan. Es gibt einen riesigen Bedarf an Kurzzeitpflegeplätzen.“ Der VdK fordere deshalb einen Rechtsanspruch auf einen Pflegeplatz, statt nur unverbindlicher Soll-Formulierungen. „Private Anbieter müssen Gewinne erzielen, das führt teils zu unmenschlichen Bedingungen. Kommunale Verantwortung wäre hier ein wichtiger Hebel.“

Ein Zuhörer berichtete, dass man im Landkreis teils ein halbes Jahr auf einen Kurzzeitpflege- oder Verhinderungspflegeplatz warten müsse. Wirth bestätigte das Problem: „Kurzzeitpflege ist für Träger oft nicht wirtschaftlich.“ Otto ergänzte: „Rettungsdienste wissen manchmal nicht, wohin mit der pflegebedürftigen Person, wenn ein Angehöriger plötzlich ausfällt. Das muss sich ändern.“

Auch die Vereinbarkeit von Pflegeberuf und Familie kam zur Sprache. Eine Zuhörerin, selbst Pflegekraft, beklagte die schwierigen Arbeitszeiten. Petra Weber, Kreisrätin und Sozialgerontologin, sieht hier einen Ansatzpunkt: „Wir brauchen flexible Modelle und müssen auch Männer stärker in die Carearbeit einbeziehen. Frauen sind oft überlastet.“ Weber forderte zudem Ferienjobs in der Pflege für Schüler: „Aber bitte länger, damit sie auch die Menschen hinter der Pflegebedürftigkeit kennenlernen.“

Ob Digitalisierung helfen könne, war eine weitere spannende Frage. Müller zeigte sich skeptisch: „KI kann höchstens Angehörigen helfen, daheim besser zurechtzukommen.“ Wirth betonte: „KI ist keine Lösung, sie kann bestenfalls die Dokumentation erleichtern.“ Otto sah Chancen bei Demenzkranken: „KI könnte helfen, länger zu Hause zu bleiben – etwa durch Technik, die den Herd abschaltet.“ Weber verwies auf die Möglichkeit, mit Technik Sprachbarrieren zu überbrücken.

Ein Zuhörer fragte schließlich konkret, was die SPD im Landkreis für das Thema Pflege tue. Petra Weber antwortete: „Wir wollten einen Sozialausschuss einrichten, damit soziale Themen den gleichen Stellenwert bekommen wie Energie oder Umwelt. Und wir haben schon 2021 einen Pflegestützpunkt beantragt. Leider wurde beides von der Kreistagsmehrheit abgelehnt.“

Die Diskussion machte deutlich: Die Herausforderungen in der Pflege sind immens, die Lösungen komplex. Doch für alle Beteiligten stand fest: „Es darf nicht sein, dass Pflege für die Betroffenen unbezahlbar wird“, so Andreas Magg. „Wir müssen das Thema endlich gemeinsam anpacken.

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